Gemeinsames Wort der christlichen Kirchen gegen die Demonstration am 6. 2. 2016
Gemeinsames Wort der christlichen Kirchen in der Steiermark zur Demonstration am 6. Februar 2016 in Graz
An diesem Wochenende findet in Graz eine Demonstration von „europäischen Patrioten“ statt, die der Pegida-Bewegung nahe stehen. Sie treten gegen die drohende „Islamisierung des christlichen Abendlandes“ an – mit den bekannten Parolen gegen den sogenannten „Asylwahnsinn“ und für die Errichtung einer „Festung Europa“. Ähnliche Demonstrationen sind in den kommenden Tagen auch in anderen Städten der Steiermark geplant.
Die christlichen Kirchen des Landes wissen um die besondere Herausforderung durch die weltweiten Migrationsbewegungen. Die Vorstellung allerdings, dass sich Europa durch eine völlige Abschottung vom Rest der Welt aus den globalen Problemen fein heraushalten könnte, ist nicht nur naiv, sondern sie nährt eine gefährliche Illusion. Abgesehen davon, dass die seit Jahrzehnten geübte Politik des Westens für einen Teil der Probleme auch selbst mit verantwortlich ist, die jetzt Menschen in arabischen und afrikanischen Ländern zur Flucht nötigen.
Wir halten es für falsch, durch Stimmungsmache gegen die betroffenen Menschen der Bevölkerung vorzugaukeln, mit einfachen Lösungen könnte man in unserem Land rasch wieder den Zustand einer völlig „heilen Welt“ herstellen, in der wir als Einheimische gewissermaßen ganz unter uns bleiben. Im Gegenteil: Hetzparolen verhindern gerade das, was angeblich erreicht werden soll. Ein wirklich friedliches Zusammenleben in Europa bedarf vielmehr der harten Arbeit und eines konsequenten Aufeinander-Zugehens von allen Seiten.
Als christliche Kirchen bekennen wir uns zum Auftrag Jesu, unsere Nächsten zu lieben wie uns selbst. In seinem Gleichnis vom barmherzigen Samariter hat Jesus diesen Auftrag ausdrücklich auch auf Menschen verschiedener Religionen und Kulturen bezogen – und deutlich gemacht, dass dies mit Opfern verbunden ist. Darum rufen wir die Bevölkerung unseres Landes dazu auf, sich mit uns gemeinsam der Herausforderung zu stellen, konstruktiv an einer friedlichen welt in Würde und Menschlichkeit zu arbeiten.
Superintendent MMag. Hermann Miklas,Vorsitzender des Ökumenischen Forums
Pastorin Anke Neuenfeldt, stv. Vorsitzende des Ökumenischen Forums
Dr. Wilhelm Krautwaschl, Bischof von Graz-seckau