Ökumene-Empfang des Diözesanbischofs anlässlich der Synode der Ev. Kirche in Graz
Diözesanbischof Krautwaschl: „Vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander“
Graz (epdÖ) – Das seit Jahrzehnten vorbildliche ökumenische Klima in der Steiermark wurde bei einem Empfang der Synode der Evangelischen Kirche am Freitag, 6. Dezember, im Grazer Minoritensaal mehrfach hervorgehoben. Der steirische römisch-katholische Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl hatte die evangelischen Delegierten, die aus ganz Österreich zur Tagung der Synode nach Graz gekommen waren, zu einem Ökumenischen Abend geladen, auch Vorstandsmitglieder des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark waren unter den Gästen. Der lutherische Bischof Michael Chalupka sowie Stefanie Schwarzl-Ranz, stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Forums, erinnerten an die seit Jahrzehnten hervorragend funktionierende Ökumene in der Steiermark.
In seinem Grußwort betonte Krautwaschl überdies, dass den Kirchen und Religionsgemeinschaften eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung der freien Gesellschaft zukomme. „Unsere Gesellschaft befindet sich in einem rasanten Wandel, und die Welt ist von politischen Umbrüchen und damit verbundenen Herausforderungen geprägt“, konstatierte Krautwaschl. „Das müssen wir als unseren Auftrag und Dienst an der Gesellschaft verstehen.“ Es gehe nicht um die Durchsetzung von Interessen Einzelner, wodurch immer die Gefahr von Machtmissbrauch, Ausbeutung und Unterdrückung gegeben sei. „All das widerspricht dem Evangelium und unserem Auftrag als Christinnen und Christen“, betonte der Diözesanbischof.
Im Hinblick auf Synoden in der Evangelischen und der Römisch-katholischen Kirche sagte Krautwaschl: „So unterschiedlich die Praxis der Synodalität in unseren christlichen Kirchen auch sein mag, eines ist uns allen gemeinsam geblieben: das Bild des gemeinsamen Weges, des ‚synodos‘, das uns als Christinnen und Christen nicht nur innerhalb unserer eigenen Kirchen, sondern auch im ökumenischen Sinne dazu einlädt, vom Gegeneinander über das Nebeneinander zum Miteinander zu kommen.“ Er wolle die Delegierten daher ermutigen, als Christinnen und Christen Zeugnis zu geben – „für das Miteinander anstelle des Gegeneinanders, für das Wir, das nochmal größer ist als das Ich und letztlich für die Liebe Gottes, in die wir uns alle hineingenommen wissen“.
Ökumenische Klima wirkte über Steiermark hinaus
„Die Steiermark ist von einem besonderen ökumenischen Klima geprägt, und ich glaube, dass dieses auch über die Steiermark hinaus gewirkt hat“, erklärte Bischof Chalupka in seinem Grußwort. Er erinnerte an Diözesanbischof Johann Weber und den damaligen steirischen Superintendenten und späteren lutherischen Bischof Dieter Knall, die schon in den 1970er Jahren hier in der Ökumene viel bewegt hatten. Das „ökumenische steirische Klima“ habe später Bischof Knall, neben anderen Entwicklungen des Miteinanders, ermutigt, Papst Johannes Paul II zu einem ökumenischen Gottesdienst einzuladen. Das wurde auch sichtbar bei der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz 1997. Nicht zuletzt bedankte sich Chalupka bei Bischof Krautwaschl für seine Solidarität in der Karfreitagsfrage. Die Generalsynode hatte am Vortag in einer Resolution den Karfreitag als Feiertag für alle gefordert.
Der langen Tradition der Ökumene in der Steiermark widmete sich auch Stefanie Schwarzl-Ranz, stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark. Die römisch-katholische Theologin warf einen Blick zurück bis in die Zeit des Schriftstellers Peter Rosegger im 19. Jahrhundert, der selbst eine konfessionell gemischte Familie hatte. Genau vor 25 Jahren, im Jahr 1999, entstand aus dem bereits in den 1960er Jahren gegründeten „Arbeitskreis Ökumene“ das „Ökumenische Forum christlicher Kirchen in der Steiermark“. Das Forum werde sich im Jahr 2025 den Jubiläen „1.700 Jahre Erstes Ökumenisches Konzil von Nizäa“ und dem Jubiläum „500 Jahre Täuferbewegung“ widmen. „Sie sehen also: Wir wollen miteinander feiern, miteinander beten, wir wollen gedenken und aufmerksam machen.“
Es seien Abende wie dieser, die Austausch ermöglichten „und ein wesentlicher Beitrag zur Begegnung in unserem Land sind“, betonte Schwarzl-Ranz. Es gehe darum, die eigene Tradition zu wahren, aber dennoch einander an der Hand zu nehmen „und gemeinsam Schritte zu gehen, die uns der Einheit näherbringen“.
Im Anschluss an den ökumenischen Abend besuchten die Synodalen den Charity-Adventmarkt „Tannenduft und Engelshaar“ in der Kreuzkirche. Dort klang der Tag mit einer Andacht, geleitet von Ortspfarrer Paul Nitsche, aus.