Ökumenisches Kamingespräch II
Fast in identer Runde haben sich Vertreter:innen von sechs verschiedenen Kirchen des Ökumenischen Forums zum 2. Kamingespräch in der Stadtpfarrkirche in Graz getroffen.
Inhaltlich ging es um den 2. Teil des Vortrags von Kardinal Koch zu den Ökumenischen Herausforderungen in Europa, welcher verschiedene Formen von Ökumene aufzählt.
An erstes Stelle nennt Kardinal Koch hier die Ökumene der Liebe, welche die Pflege von geschwisterlichen Beziehungen in den Blick nimmt.
Nach einem Kurzreferat von Professor Grigorios Larentzakis über die verschiedenen Errungenschaften der Ökumene in den letzten 50 Jahren wurde zunächst einmal der Jetzt-Zustand der Ökumene festgehalten:
Vieles wurde erreicht aber wer ist aktuell bereit, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und zu vertiefen?
Eines der wichtigsten Ziele wurde ja schon beim 1. Kamingespräch formuliert: Die gemeinsame Mahlgemeinschaft.
Einen weiterführenden Ansatz dazu, das Mißtrauen der einzelnen Kirchen im richtigen Gebrauch der Gaben zu überwinden, lieferte Christian Leibnitz mit der Feststellung, dass doch alle Kirchen sich nach bestem Wissen um das „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ bemühen würden. Dieser liebevolle und wertschätzende Blick auf die Tradition des jeweils Anderen könnte tatsächlich helfen, Vertrauen aufzubauen und gegenseitige Gastfreundschaft zu ermöglichen.
Stichwort Gastfreundschaft: Wolfgang Rehner berichtete von einem ökumenischen Treffen am Schliersee in Bayern bei dem evangelische Christen aufgefordert wurden eine katholische Messe mit starker Marienverehrung mitzufeiern.
Statt eigene Überzeugungen und Frömmigkeitsformen beim Anderen ungefragt vorauszusetzen, wäre der Gastcharakter beim gemeinsamen Feiern hilfreich gewesen.
Dass gemeinsame Feiern geeignet sind, die Geschwisterlichkeit unter den Kirchen und damit das gemeinsame Zeugnis zu stärken, darin waren sich alle Teilnehmenden einig.
In wie weit dieser Wunsch nach Geschwisterlichkeit auch bei den heute nicht vertretenen Kirchen vorhanden ist, soll bei der nächsten Vollversammlung des Ökumenischen Forums erhoben werden.
Im zweiten Kamingespräch unseres Ökumenischen Forums wurde die Kommentierung des Vortrags von Kardinal Kurt Koch mit einer Einführung von Prof. Dr. Grigorios Larentzakis fortgesetzt. Er stellte im Kapitel über die „vielfältigen Gestalten des ökumenischen Wirkens“ fest, dass Kardinal Koch als erste Grundlage die Liebe und die geschwisterlichen Beziehungen in den Vordergrund stellt mit der Feststellung, dass „die verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften zugehörigen Christen einander nicht mehr als Fremde oder gar als Gegner betrachten, sondern in ihnen Brüder und Schwestern sehen.“ Larentzakis dazu: Diese Feststellungen stellen eine erfreuliche und hoffnungsversprechende Entwicklung dar, im Unterschied zu den früheren Charakterisierungen der anderen als Häretiker oder als Schismatiker.
Mit diesem Geist bewertet Kardinal Koch sehr positiv alle Begegnungen, die neuen freundschaftlichen Beziehungen und Besuche als ein tragfähiges ökumenisches Fundament. Auch die gemeinsamen Feiern der kirchlichen Feste von Kirchen sind wertvoll. Außerdem ist der Austausch von Gaben zwischen den Kirchen sehr wichtig, wie auch „die Anerkennung der Andersheit des Anderen als Geschenk“.
In diesem Sinne und in der Vielfalt der Gaben schlägt Larentzakis die Förderung der altkirchlichen Praxis der Vielfalt in der Einheit des Wesentlichen unseres Glaubens vor, den Austausch auch heute und bei uns in der Steiermark zwischen unseren Kirchen und Gemeinden, das gemeinsame Feiern von Festen, z. B. das Andreasfest, das zugleich in der röm.kath. Kirche und in der Orthodoxie begangen wird, und andere kirchliche und pfarrliche Feste. Damit wird, u.a. die Geschwisterlichkeit zwischen unseren Kirchen bewusster gemacht.
G. Larentzakis
Das 3. und letzte Kamingespräch zum Vortrag von Kardinal Koch findet am 27. September um 19:00 Uhr statt. Der Ort wird noch bekannt gegeben.