Trauer um Univ.Prof. Dr. Philipp Harnoncourt
Das Ökumenische Forum christlicher Kirchen in der Steiermark trauert um den Mitbegründer Univ.Prof. Dr. Philipp Harnoncourt, der am Vorabend des Gedenktages seines Namenspatrons Philipp Neri, am 25. Mai 2020 im 90. Lebensjahr verstorben ist. In Dankbarkeit schauen wir auf sein reiches Leben und Wirken als Priester der röm.kath.Kirche, als Lehrer der Theologie, insbesondere für Liturgie, Hymnologie und christliche Kunst an der Theologischen Fakultät der Karl Franzens Universität, zurück. Sein persönliches Leben wie auch sein Lehren und Predigen und sein wissenschaftliches Denken und Forschen galt darüber hinaus und in allem der Ökumene. Legendär sind die Ökumenischen Morgenbetrachtungen in Ö 1 durch viele Jahre an jedem Sonntag. Er ist Mitbegründer des Ökumenischen Forums sowie der Sektion Graz von Pro Oriente. Viele Reisen in die näheren süd- und osteuropäischen Länder sowie in die Länder des nahen und fernen Ostens und Afrikas führten immer auch zu Begegnungen mit Patriarchen und Metropoliten der Orthodoxen - und Altorientalischen Kirchen.
In seinem Geistlichen Vermächtnis gibt er kurz und zusammenfassend Einblick in sein ökumenisches Denken und Leben, das für alle Christen Ansporn und Ermutigung sein kann, das Bemühen um die Einheit der Kirchen auch in seinem Geist weiterzuführen und diese Einheit durch unser gemeinsames Handeln sichtbar zu machen.
Darin sagt er:
„Im Lauf vieler Jahre haben Seelsorge, Theologie und Liturgie mehr und mehr ökumenische Konturen und Dimensionen angenommen, ohne dass aber die Kirche selbst zum Hauptinhalt meiner Verkündigung geworden wäre. Die Kirche ist ja nur Werkzeug – allerdings aber unverzichtbares Werkzeug der Vermittlung des Heils. Werkzeug und Werk sind zwar aufeinander bezogen, aber doch nicht dasselbe. Das Werk ist zu tun, das Werkzeug ist zu gebrauchen und deshalb sorgfältig instand zu halten oder instand zu setzen.
In der Welt und in der Gesellschaft geht es heute um die Glaubwürdigkeit des Christentums überhaupt, und diese ist schwerstens beeinträchtigt durch die Spaltungen, Eifersüchteleien, Machtansprüche und Verurteilungen unter den getrennten Kirchen. Die so verunstaltete Christenheit hat auch im Dialog der Weltreligionen wenig Gewicht und ist Mit-Ursache dafür, dass gegenwärtig humane Ordnungen für die Gesellschaft ganz ohne Gott und ohne religiöse Bezüge entworfen und praktiziert werden.
Christliche Kirchen, die alle – aber leider nicht selten nur je für sich – das ständige Wirken des drei-einen Gottes durch Christus im Heiligen Geist bezeugen und die Einheit, die Heiligkeit, die Katholizität und die Apostolizität der Kirche in ihrer Liturgie bekennen, die denselben Glauben verkünden und dieselben Großtaten Gottes feiern, müssen ihre geist-gestiftete Einheit unverzüglich auch nach außen sichtbar machen. Sonst müsste Gott – und er kann es! – „dem Abraham aus Steinen Kinder erwecken“ ( Mt 3,9).
Appelle zur Geduld in der ökumenischen Arbeit – Gott wird schon, wenn er es will… - habe ich immer als Ausreden wahrgenommen, denn Gott hat schon, und zwar am Pfingstfest, seiner Kirche ein-für-allemal den Heiligen Geist geschenkt, der Garant der Einheit wie auch Ursprung ihrer Vielfalt ist.“
Gerne und dankbar nehmen wir sein Vermächtnis mit hinein in unseren Auftrag als Ökumenisches Forum christlicher Kirchen in der Steiermark und erbitten für Philpp Harnoncourt die Vollendung in der Einheit und Liebe des drei-einen Gottes.
Christian Leibnitz
(Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark)